VLN-Langstreckenpokal: Volkssport auf der Nordschleife
Mittlerweile hat nur noch die Formel 1 eine längere Geschichte, ansonsten gibt es keine Rennserie, die über einen Zeitraum von fast 30 Jahren eine vergleichbare Erfolgsbilanz aufweisen kann. Das, was einst als Zusammenschluss von Motorsportveranstaltern ins Leben gerufen wurde, erfreut sich heute einer ständig wachsenden Beliebtheit und zunehmendem Medieninteresse. VLN heißt das Kürzel, das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Nordschleife zum Leben erweckt. Die Abkürzung steht für "Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring". In ihr waren anfangs neun, heute elf Motorsportclubs zusammengeschlossen, die gemeinsam Langstreckenrennen als Breitensport auf der Nordschleife durchführen. 
Im Durchschnitt finden dort zehn Rennen pro Jahr statt, jeweils am Samstag ausgetragen mit einer Dauer von bis zu sechs Stunden. Fast 200 Tourenwagen aller Klassen gehen an den Start, vom VW Golf bis zur Chrysler Viper fährt hier ein großes Spektrum in- und ausländischer Fahrzeuge um den Meistertitel, der nach einem besonderen System ermittelt wird. Die Anzahl der möglichen Punkte, die in einem Rennen gewonnen werden können, richtet sich nach der Anzahl der Starter in der jeweiligen Klasse. Die verschiedenen Fahrzeugarten sind in sechs Divisionen eingeteilt, innerhalb derer es 29 verschieden Hubraumklassen gibt. Je höher die Anzahl der Starter in einer Klasse ist, um so mehr Punkte gibt es für den Sieger und die Platzierten. Für alle zehn Rennen gilt: Eine Runde ist 24,433 Kilometer lang und besteht aus der Nürburgring-Nordschleife und der Sprintstrecke des Grand-Prix-Kurses. 
Die Geschichte dieser Serie reicht in das Jahr 1977 zurück, als das erste Rennen durchgeführt wurde. 31 Jahre Erfolg sind diesem Dauerbrenner nun schon beschieden, wechselnde Sponsoren haben die Rennserie tatkräftig unterstützt. Zuerst waren es Valvoline und Veedol, was dazu führte, dass so manch einer das V im Kürzel VLN dem jeweiligen Sponsor zuschrieb. Aktuell wird die Meisterschaft vom Reifenhersteller BF Goodrich gefördert.
Eine feste, stetig wachsende Fan-Gemeinde ist am Ring zu treffen, wenn die Rennfahrer in dieser Serie an den Start gehen und hervorragenden Motorsport bieten. Die Zuschauer bewundern die Fahrkünste dieser Frauen und Männer, aber auch ihren Mut, sich den Herausforderungen der schönsten und schwierigsten Rennstrecke der Welt zu stellen.
Die Läufe, die vor dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ausgetragen werden, dienen zahlreichen Teams als willkommene Vorbereitung auf den Langstreckenklassiker. So tauchen schon einmal die BMW-, Audi- und Opel-Werkteams mit namhaften Piloten in der Starterliste auf. Sie sind willkommen, wenngleich als Publikumsmagnet nicht unbedingt erforderlich.
Der Langstreckenpokal hat seine eigenen Stars. An ihrer Spitze steht der fünfmalige Titelträger Johannes Scheid aus Kottenborn, der heute mit seinem BMW M3 GTR E 46 in der großen Klasse um Siege kämpft. Der leider viel zu früh verstorbene Edgar Dören gehörte dazu, Dirk Adorf zählt mit seinen drei Meistertiteln auch heute noch zu den Schnellsten ebenso wie Uwe Alzen, Michael Bartels oder Lokalmatador Mario Merten aus Nürburg.
Der Start erfolgt in drei Gruppen, die zeitversetzt auf die Reise geschickt werde. Die schnellen Porsche 996 GT2 und GT3, BMW M3 GTR, Chrysler Viper sind ebenso in der Startgruppe eins zu finden wie ein Opel Astra Coupé aus der DTM oder die Boliden aus der ehemaligen V8Star-Serie. Die zweite Startgruppe wird dominiert von BMW 318 und 320, die hubraumschwächsten Fahrzeuge starten in Gruppe drei. Neben den wenigen professionell geführten Teams stehen mit Masse Amateure am Start, die mit liebevoll aufgebauten Tourenwagen ihrem Hobby nachgehen. So konnte man auch 2004 noch Mercedes 190 aus der alten DTM der frühen 90er Jahre am Start sehen, ebenso einen Opel Manta II und diverse BMW älterer Baujahre.
Die Rennen dauern zwischen vier und sechs Stunden, dadurch sind Boxenstopps mit Reifenwechsel, Nachtanken und Fahrerwechsel erforderlich. Kein leichtes Unterfangen, teilen sich doch bis zu sechs Teams eine Box. Da kann es auch an der Zapfsäule schon einmal eng werden. Die Teams aber sind erfahren in diesen Situationen und meistern sie mit Geduld und gegenseitigem Verständnis.
Der Eintrittspreis beträgt bei Start und Ziel neun Euro. Mit dem Ticket sind alle geöffneten Tribünen und das Fahrerlager zugänglich. Entlang der Nordschleife ist der Eintritt frei und so werden an einem Rennwochenende schnell bis zu 30000 Fans mobilisiert. Brünnchen, Pflanzgarten, Hatzenbach, Wehrseifen und Schwedenkreuz sind dabei die beliebtesten Zuschauerplätze. Wer einer Wanderung durch die herrliche Eifel aufgeschlossen gegenüber steht, sollte sich auf den Weg zum Adenauer Forst oder zum Karussell machen. So dicht am Geschehen ist der Besucher nur an der Nordschleife des Nürburgrings. 
Bei wachsenden Zuschauerzahlen wundert es nicht, dass auch das Medieninteresse zunimmt, Zusammenfassungen der einzelnen Rennen sind sogar regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Das macht den Langstreckenpokal für Sponsoren noch interessanter und hilft den Teams bei der Kalkulation der oftmals nicht unbeträchtlichen Jahresetats.
So erfreulich die aktuelle Entwicklung auch ist, sie ist mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Es gilt, den familiären Charakter der VLN und den Bezug zum Breitensport nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade diese Faktoren waren und sind es, die den langjährigen Erfolg gesichert haben und es hoffentlich auch weiterhin tun werden.
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Quelle ( Text: Michael Behrndt)
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Quelle ( Bilder: Karsten Freiberg)